Mittwoch, 28. Januar 2015

Bundespräsident Heinz Fischer - Stunde der Historischen Wahrheit

BP Heinz Fischer ist nicht bekannt dafür, ein Anhänger von klaren und eindeutigen Aussagen zu sein. Umso mehr überraschen seine Aussagen in der gestrigen ZIB-2 anläßlich des 70-jährigen Gedenktages an Ausschwitz. Fischer im Originalton: 

"Der große Unterschied zwischen Deutschland und Österreich ist, dass es in Deutschland von allem Anfang an klar war, dass es eine Täterverantwortung hat, während Österreich lange Zeit versucht hat, sich als das erste Opfer darzustellen. Was für einzelne Menschen in Österreich, die im Widerstand waren, die flüchten mussten, sicher zugetroffen hat. Aber die zweite und größere Hälfte der Wahrheit ist, dass Österreich eben nicht primär nur Opfer, sondern auch Täter war. Dass der Jubel, den es 1938, 1939, 1940 gegeben hat, erstens eine Schande ist und zweitens nicht ungeschehen gemacht werden kann. Ich glaube es stimmt, was auch manche Schriftsteller und Intellektuelle berichtet haben, dass der Anti-Semitismus in Wien zeitweise bösartiger, gehässiger war als zum Beispiel in Berlin. Da gibt es viele Zeugen für dieses Phänomen und vielleicht liegt das daran, dass die Zuwanderung nach Wien einerseits und die lange Geschichte des Anti-Semitismus in Österreich, auch im katholischen Österreich, die Verhältnisse zugespitzt haben, während die Preußen – könnte man sagen – dem Anti-Semitismus kühler gegenüber gestanden sind".

Mir ist nicht bekannt, dass irgendein österreichischer Politiker der Nachkriegszeit jemals eine so deutliche (und historisch wahre!) Aussage zur Verantwortung Österreich gemacht hat. Franz Vranitzky hatte als Bundeskanzler einmal eine Rede gehalten, der man bei gutem Willen entnehmen konnte, dass sich dahinter möglicherweis ein Ausdruck der Mitverantwortung befand. Ansonsten scheint jedoch die Mehrheit der Österreicher fröhlich damit zu leben, dass Österreich "das erste Opfer des Nationalsozialismus" gewesen war.

Großer Respekt für BP Heinz Fischer!

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